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Thema: Fernreisen

Vor dem Krieg:


Aleppo: Märkte und mystische Tradition

Warnung: Aufgrund der aktuell prekären Sicherheitslage im Bürgerkriegsland wird von Reisen nach Syrien eindringlich abgeraten.

Die nordsyrische Stadt polarisiert mit atemberaubenden Bazaren, Altstadt und Widersprüchen.

Händler in Aleppo
© Eva Pilipp - CC BY-ND 3.0
Durch dunkle Straßen, verstreute Gewürze, Eselhufgeräusche, Kardamon- und Baklawageruch, Olivenseifen und Rosenblüten streckt sich der Weg in Aleppos endloses Suqsystem. In eine historisch-sagenumwobene Welt voller Farben und Widersprüchlichkeiten. Eine der ältesten Städte im Norden Syriens, etwa fünf Stunden von Damaskus, war Aleppo immer Markt- und Umschlagplatz des Handels für die gesamte Region. Bekannt im Orient für ihre historisch-originären Suqs, in denen Produkte aus China wenig Einzug fanden und syrisches Leben sich anfassen und fühlen lässt. Das Antiocha Tor aus dem 12. Jahrhundert eröffnet die Suq- und Bazarlandschaft mit ihren Gassen, mystischen Lichtern und Menschen in schwarz, weiß und bunt. Die Suqs sind kilometerlange, meist überdachte Straßen im Herzen Aleppos, in denen gehandelt, probiert, verirrt, geschnuppert, Tee getrunken, geraucht, gelacht und eingeladen wird.

Moderne Wüstenkarawane

Baal-Temple in Aleppo
© flickr-User: Anas.A - CC BY 2.0
Kamelkarawanen suchten einst Unterkunft und Schutz in den Karawansereien Aleppos auf ihrem beschwerlichen Weg durch die Wüsten auf den Handlesrouten des Nahen Ostens wandernd. Aleppo ist seit jeher Handelstadt und Schnittstelle zwischen Kulturen. Im Unterschied zu anderen syrischen Städten, ist die muslimische Bevölkerung neben den Christen, vorwiegend konservativ und sehr religiös.

Die Zitadelle und die umliegenden Caffés Aleppos bieten einen guten Aussichtspunkt über die Stadt und das Suqsystem. Nachts laufen in den dunkelgelb beleuchteten Suqstraßen auch zu später Stunde Kinder, Spaziergänger und Schlaflose, Schatten und Lichter, schwache Gerüche, historische Bauten, prächtige Lampen und jahrhunderteschwere Geschichten und ihr spezifischer lautloser Geschichtsgeruch nebeneinander. 1988 wurde Aleppo zum UNESCO Weltkulturerbe; der über 12 km lange Basar bleibt bis heute endlos, gut erhalten und lädt zum tagelangen Verweilen ein. 636 nach Christus zogen die arabischen Heere in die Stadt und begannen ihre Moscheen zu errichten. Das erhaltene Antiocha Tor, heute offizieller Eingang des mystischen Basars, war Ausgangspunkt für die Stadteroberung.

Nahöstliches Hongkong

Im 16. Jahrhundert erblühte die Stadt unter der osmanischen Herrschaft Sultan Selims zu einem "nahöstlichen Hongkong", Handel und Wirtschaft florierten, Völker und Reisende trafen sich in den Straßen Aleppos. Orient und Geschichte, Handel und Mystik leben noch heute, zumindest in ihren Suqs, der Altstadt und den Karawansereien. Kein arabischer Traum, aber aleppinische Lebensrealtität, anders als jede andere Stadt der Region, konservativ und schön zugleich. Ihre labyrinthhaftigen Suqs bieten  orientalisches Kunstwerk, Essen, Haushaltswaren, traditionelle Heilmittel und Undefinierbares: einer der weltweit größten Suqs, den zu entdecken es Tage; ihn zu verstehen, ein Leben und mehr braucht.

Bäder, Schulen und Khans

Hammans, die ursprünglich türkischen Bäder, finden sich zahlreich – vorwiegend für Männer – in Aleppo. In der südlichen Altstadt gibt es besonders viele Moscheen, Madrassas (alte Koranschulen und Bildungsstätten) und die heiß-dampfenden farbenfrohen Bäder. Besonders schön, die Paradiesschule - Madrassa al Dschunna, aus dem 14. Jahrhundert. In den neuen Stadtvierteln gruppieren sich Kirchen verschiedener Konfessionen, kleinere Suqs und natürlich das legendäre 1909 eröffnete Hotel Baron, vielgepriesen und von Agatha Christie, Lawrence von Arabien und anderen Orientalisten und Orientfans zur Legende gemacht. Kolonialzeit, Osmanen, Araber, Orient und Handel haben ihre Spuren in die Stadt eingebrannt, die zu entdecken es Tage, Wochen und mehr braucht.


Spuren des Bürgerkriegs in Aleppo 2013

Aleppo 2013Foto: FreedomHouse (modified by Urlaubermagazin) - CC BY 2.0

von Mag. Eva Pilipp