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Thema: Alpenregion

Mit den langsamsten Schnellzügen der Welt durch die Schweiz


Bernina-Express & Glacier-Express



Der Bernina-Express und Glacier-Express bieten eine spektakuläre Alpenüberquerung und die schönste Er-fahrung der Schweizer Bergwelt!

Diesmal möchte ich über einen Kurztrip in die Schweiz berichten. Obwohl man natürlich viel mehr Zeit bräuchte, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die unser Nachbarland zu bieten hat, war Ziel und Zweck meiner Reise die Fahrt mit zwei der wohl bekanntesten Zuglinien Europas: dem Bernina-Express und dem Glacier-Express. Gemütlicher und komfortabler kann man die Alpen kaum durchqueren.

Erster Tag

Anreise über Salzburg, Landeck und durch das so genannte "Oberste Gericht" zur Schweizer Grenze und dann weiter durch das landschaftlich äußerst reizvolle Engadin bis nach Susch. Von dort führte der Weg über den 2383 m hohen Flüelapass bis nach Davos, der höchstgelegenen Stadt Europas. Am Abend dann Ankunft in dem idyllischen Städtchen Flims.

Zweiter Tag

Bernina-Express Foto: WP-User: Iter1 - Lizenz: Public Domain Weiterfahrt über den Julierpass nach Pontresina, dem Ausgangpunkt für die einzigartige Bahnfahrt über den Berninapass. Der Zug muss dabei eine Steigung bis zu 70 Promille auf 2253m Höhe bewältigen! Ringsum erhebt sich die eindrucksvolle Kulisse der Schweizer Hochgebirgswelt mit dem Morteratgletscher, den Eishäuptern der Berninagruppe und des Palügletschers.

Vom italienischen Endbahnhof Tirano über das legendäre St. Moritz wieder zurück nach Flims.

Dritter Tag

Glacier-Express bei AndermattFoto: WP-User: Champer - Lizenz: CC-BY-SA-3.0/GFDL Heute geht es entlang des Walen- und Zürchersees in die Zentralschweiz und entlang des Urnersees nach Altdorf, wo sich das berühmte Wilhelm Tell-Denkmal befindet. Weiter nach Andermatt, zum Ausgangsort für die grandiose Fahrt mit dem Glacier-Express, dem langsamsten Expresszug der Welt! Die Bahn muss zunächst mit einem Zahnrad zum höchsten Punkt der Strecke, dem 2033 m hohen Oberalbpass, hinauf. Danach geht die Fahrt weiter durch das Vorderrheintal nach Reichenau und durch das Domleschg bis nach Filisur, von wo wir erneut in unser Hotel nach Flims zurückkehren. 

Vierter Tag

Natürlich darf ein Besuch in Chur, der Hauptstadt des Kantons Graubünden, nicht fehlen. Mit gut 5.000 Jahren Siedlungsgeschichte die älteste Stadt der Schweiz, präsentiert sich Chur heute als lebendig und modern. Ein Rundgang durch die malerische Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und Plätzen versetzt einen jedoch in die Vergangenheit zurück… Anschließend geht die Reise weiter über Sargans, Vaduz, den Arlbergpass und Salzburg bis zurück zum Ausgangpunkt unserer Schweiztour.

Hintergrundwissen

BERNINA-EXPRESS

Die rhätische Bahn in der Albula/Bernina Landschaft Graubündens gehört seit Juli 2008 zum UNESCO Welterbe. Auf einer Strecke von 122 km – von Chur über Thusis, Filisur, Bergün, Pontresina, St. Moritz, Ospizio Bernina, Alp Grüm und Poschiavo bis Tirano im ital. Veltlin – überquert man 196 Brücken und durchfährt 55 Tunnels.

Und das bisweilen bei einer Steigung von bis zu 70 Promille, die jedoch ohne Zahnradantrieb bewältigt wird! 

Der Bernina-Express verbindet als höchste Bahnstrecke über die Alpen Europas Norden mit dem Süden. Dabei fügt sich der Streckenverlauf vollkommen harmonisch in die grandiose Naturkulisse ein, vorbei an Bergen, Gletschern und verträumten Dörfern, Kulturdenkmälern und sogar Palmen. Im Bernina-Express wird die Schönheit der Alpen im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar!

Einzigartige Panoramawagen geben bereits im Domleschg, der burgenreichsten Region Europas, den Blick auf Schloss Ortenstein frei. Von hier führt der Weg durch die zerklüftete Schinschlucht und weiter über das 90 m hohe Solisviadukt ins wildromantische Albulatal.

Zwischen Chur und St. Moritz befindet sich das weltbekannte Landwasserviadukt: Sechzig Züge überqueren pro Tag dieses 65 m hohe und 142 m lange Monument der Schweizer Bahngeschichte.

Und zum ersten Mal seit 100 Jahren muss dieses beeindruckende Bauwerk nun saniert werden! Über etliche Kunstbauten und Kehrtunnels bringt uns der Bernina-Express aber noch weiter nach oben, bis sich nach dem Albulatunnel das Engadin in seiner ganzen Pracht zeigt.

Hier, in dieser einzigartigen Berglandschaft, liegt auch der mondäne Geburtsort des alpinen Wintertourismus St. Moritz, mit seinem kosmopolitischen Flair einer der beliebtesten Ferienorte der Welt. Von dort führt die Bahnstrecke noch höher hinauf, in die überwältigende Gletscherwelt der Bernina.

Man muss wirklich auf gutes Wetter hoffen, denn es kann natürlich passieren, dass sich die Bergspitzen in dichte Wolken hüllen… Von mehr als 2200 m Höhe geht es nun ziemlich kurvenreich hinab in den Süden, genauer gesagt ins Puschlav und über den berühmten Kreisviadukt von Brusio bis ins italienische Tirano.

Auf der gesamten Strecke begegnen uns atemberaubend schöne Landschaften und Meisterleistungen der Ingenieurskunst, die sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen. Der Bernina-Express ist somit ein Panoramazug, der mitten durch ein UNESCO Welterbe fährt!   

Exkurs

Die Albulabahn galt schon zur Zeit ihrer Entstehung um 1900 als wahres Meisterwerk. Aber auch die Berninabahn, zwischen St. Moritz und Tirano, ist heute einzigartig: Bei der Strecke handelt es sich nämlich um die höchstgelegene Alpentransversale Europas und um eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt.

Die Albula- und Berninastrecke gehört außerdem zu den spektakulärsten Schmalspurbahnen weltweit!

GLACIER-EXPRESS

Mit dem Glacier-Express lässt sich die einmalige Gebirgswelt der Schweizer Alpen auf sehr bequeme Art und Weise erkunden. Die Zugfahrt zwischen dem Oberengadin, dem Landwassertal und der Walliser Gletscherwelt beeindruckt mit etlichen Attraktionen: grüne Täler, malerische Dörfer und Burgen, die imposante Rheinschlucht und die schneebedeckten Gipfel der Walliser 4000er. Weitere Highlights sind die abenteuerliche Streckenführung durch das Albulatal, 291 Brücken, 91 Tunnels und nicht zuletzt die legendären Viadukte, die heute noch als bahntechnische Meisterstücke gelten. Die 7-stündige Panoramafahrt mit dem Glacier beginnt entweder im mondänen Tourismusort St. Moritz oder dem Luftkurort Davos. Von hier führt der 300 km lange Weg über Chur, Disentis, Andermatt, Brig und Visp bis nach Zermatt. Startet man in St. Moritz, geht es gleich auf die Albulalinie, wo sich zwischen Preda und Bergün der spektakulärste Streckenabschnitt befindet: Sechs Viadukte, drei Spiral- und zwei Kehrtunnels machen die Bewältigung von gut 400 Höhenmetern auf nur 5 km Luftlinie möglich.

Die Strecke von Davos, dem zweiten Start- bzw. Zielbahnhof der Reise, folgt zuerst der jungen Landwasser durch die Zügenschlucht und überquert dann das imposante Wiesnerviadukt. Kurz nach Filisur, wo beide Bahntrassen aufeinander treffen, wartet schon das nächste Highlight: der Zug fährt auf das berühmte Landwasserviadukt auf – die wohl faszinierendste Eisenbahnbrücke der Schweizer Alpen und Wahrzeichen des Glacier-Express. Das auf fünf gemauerten Pfeilern ruhende, technische Glanzstück der rhätischen Bahn führt in einer weit geschwungenen Kurve direkt in den Landwassertunnel hinein. Danach geht es weiter durch die Schinschlucht, vorbei an pittoresken Burgen und Schlössern bis nach Chur, den mit ca. 600 m tiefsten Punkt der Reise.

Nach den lieblichen Landschaften Graubündens sorgt nun die Rheinschlucht, der "Grand Canyon der Schweiz", für Abwechslung: auf beiden Seiten der Bahngleise türmen sich mächtige Felswände, die noch von riesigen Bergstürzen aus der letzten Eiszeit herrühren. Weiter geht es nach Disentis, in die größte romanische Gemeinde der Schweiz. Deren Ortsbild wird seit 1695 durch den monumentalen Klosterbau der ältesten Benediktinerabtei der Schweiz geprägt. Aber auch der Bahnhof hier ist wichtig: die folgenden Strecken werden nämlich teilweise so steil, dass der Zug auf die Hilfe einer Zahnradlokomotive angewiesen ist. Mit vorgespannter Lok arbeitet sich der Glacier-Express nun zum höchsten Punkt hinauf – den 2033 m hohen Oberalppass mit gleichnamigem Alpensee, eingebettet in die atemberaubende Kulisse schneebedeckter Berge. Nach steiler Abfahrt in engen Serpentinen kommen wir in das von den Walsern gegründete Andermatt, an der alten Nord-Süd-Handelsroute über die Alpen. In der Schöllenen-Schlucht bei der Teufelsbrücke steht das Russendenkmal zur Erinnerung an Suworow`s Alpenfeldzug 1799.

Die anschließende Fahrt durch den Furka-Basis-Tunnel dauert übrigens beeindruckende 20 Minuten… Geschmeidig windet sich der Zug nun durch das bezaubernde Rhônetal hinunter nach Brig, dem Hauptort des deutschsprachigen Wallis. Es geht vorbei an alten Holzhäusern, barocken Dorfkirchen und tiefen Lärchenwäldern – eisenbahntechnischer Höhepunkt ist der 270°-Kehrtunnel, durch den sich der Zug nun tief im Inneren des Berges 150 m ins Tal hinunterschraubt! Der letzte Reiseabschnitt führt von Brig mit seinem berühmten Stockalperschloss hinauf ins Mattertal, mit tiefen Schluchten, winzigen Bergdörfern und uralten Steinbrücken. In Zermatt, dem autofreien Weltkurort am Fuße des meist fotografierten Berges und weltbekannten Wahrzeichens, dem Matterhorn (4478 m), endet dann die Fahrt. Kehrtunnels und Schleifen, Viadukte und Zahnstangensysteme bei einer Steigung von bis zu 125 Promille machen den Glacier-Express zu einer der spannendsten Bahnstrecken der Welt, mit etwa einer Viertel Million Fahrgästen jährlich!


Filmtipp Glacier-Express

Ein Artikel von Mag. Birgit Mair