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Thema: Fernreisen

Reisebericht Agara, Borjomi

19.8.2010
Immer noch kein Wasser. Mit einem übelriechenden Rosenspray, das praktischerweise zum Inventar gehört, wird schlimmstes übertüncht. Um 10:00 ist Wohnungsübergabe. Nachdem wir zu Fuß mit unserem Gepäck aufbrechen, um unseren Mietwagen in der Janashvili-Str. abzuholen, stellen wir fest, dass die angegebene Adresse nur bedingt stimmt. Als wir nun etwas fragend dastehen, helfen uns diverse Passanten, fragen ob Sie uns helfen können, gehen mit, zeigen uns den Weg, rufen die Reiseagentur an. Es stellt sich raus, dass die sich in der Barnovi-Str. befindet.

Dort angekommen ist das Auto noch nicht da. Das Büro wird gerade renoviert und es sieht so aus wie in unserem Treppenhaus in der Kakelidze-Str. Wir können unser Gepäck deponieren und gehen erstmal in das Elvis-Restaurant im Untergeschoss der Philharmonie von Tbilisi. Es gibt Business-Memphisburger mit Pommes und Pancakes. Um 13:00 ist der Wagen, ein etwas runtergerockter, 10 Jahre alter Isuzu-Trooper da. Im rechten Hinterreifen fehlt jedoch einiges an Luft. Nach Behebung dieses kleinen Problems lotst uns der Vermieter in seinem Wagen vorfahrend durch die Stadt und wir fahren dann auf der M1 Richtung Westen weiter. Der Verkehr ist gewöhnungsbedürftig. Es kommen immer wieder Autos in zweiter und dritter Reihe frontal auf einen zu. Es wird gedrängt und gedrängelt. Alle folgt dem Moto „wenn ich nicht fahr, fährt jemand anders“. Dazu kommt, dass immer wieder Kühe oder Schweine auf der Strasse stehen oder liegen. Wir streifen Süd-Ossetien, fahren an riesigen Flüchtlingslagern von georgischen Exil-Osseten vorbei. Militär- und UNO-Fahrzeuge sind zahlreich zu sehen. 

Zwischenstopp bei Agara. Wir essen „Chatschapuri“, mit Käse gefüllter Teig, trinken süßen türkischen Kaffee und besorgen uns ein paar CDs mit „traditonal georgian music“, die sich beim Hören dann allerdings als eher furchtbar und wenig georgisch präsentiert. Weiterfahrt nach Borjomi, der Quelle des gesunden/ungesunden Mineralwassers. Dieser Ort ist seit Jahrhunderten Wohn- und Kurort der russischen Aristokratie. Ein Denkmal von Tschaikowski steht am Ortseingang, weil der sich dort 1887 wegen seiner Gastritis behandeln ließ. Geholfen hat es letztlich nicht. Nach langer Suche finden wir das Hotel „Borjomi“, einer alten Holzvilla in der Innenstadt. Hier ist zwar nichts mehr frei, aber wir kommen in einem Rohbau auf der anderen Uferseite unter, der zum Hotel gehört und demnächst eröffnen soll.  Gegenüber stehen Mietskasernen, die eher an eine Mad-Max Kulisse denn an behagliches Wohnen erinnern. Auch im Ortskern stehen bunt angemalte, verrottete Hochhäuser. Borjomi hat sogar eine Touristeninfo und Arthur erklärt in sehr gutem Englisch, was wir so machen könnten, etc. Zurück in unsrem Rohbau freuen wir uns über inzwischen aufgestellte Klappbetten und das Vorhandensein einer Dusche.  Hier fällt mir wieder auf, dass das Leitungswasser entgegen der Infos mehrerer Reiseführer in Georgien bisher durchweg trinkbar war.

Die Gegend ist bettelarm. Nur staubige Wege, keine Strasse. Hühner laufen durch die Gegend, Hunde dösen. Entlang des Flusses ist eine kleine Vergnügungsmeile aufgebaut. Es gibt einfache Karusselle, Dosenwerfen, man kann sich wiegen lassen oder selbst gemachte Bonbons und Zuckerwatte kaufen. Kindheitserinnerungen an Urlaube im Jugoslawien in der 70er Jahre werden geweckt. Es hat einen schönen Charme. Überall Kinder. Eine Junge Frau hört, wie wir uns auf Deutsch unterhalten und spricht uns an. Natalie, 25, Informatikstudentin in Tbilisi möchte in Karlsruhe studieren. Sie kann deutsch nur aus der Schule, spricht es aber nahezu akzentfrei. Wir tauschen Adressen aus. Nachdem wir gegessen haben, gönnen wir uns noch einen „Tchatcha“ auf der Treppe unseres Rohbaus und schauen auf Borjomi. Bis im ganzen Ort der Strom ausfällt. Es ist stockfinster in Borjomi. Aus der Ferne heult ein Hund.

Autor: Hinrich Brumm